Die Fahrvorstellung der vierten Generation des Setra Doppeldeckers S 531 DT fand vergangene Woche im spanischen Valencia statt. Rund 100 Journalisten ließen sich dieses Erlebnis nicht entgehen und stiegen gerne an Bord des vielseitigen Fahrzeugs. Die Strecke führte rund 150 Kilometer an der Küste entlang sowie dem dahinterliegenden Bergland entgegen. Mit einem kurzen Trailer, vielen Bildern und einem Interview mit dem Projektleiter Christoph Glöggler nehmen wir Sie gerne mit auf eine kurze Erlebnisfahrt.
Willkommen in Valencia, inmitten eines geschichtsträchtigen Landstrichs etwa 320 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Madrid. Valencia, das ist authentisches Spanien. Hier scheint die Sonne dreihundert Tage im Jahr. Lebensfreude und Gelassenheit prägen das Alltagsleben. Idealer Ausgangspunkt also für das Fahrerlebnis mit dem im vergangenen Jahr am Stuttgarter Fernsehturm und auf der weltweit größten Omnibusmesse „Busworld“ im belgischen Kortrijk vorgestellten Doppelstockbus Setra S 531 DT. Ganz nach dem Motto: Eine besondere Umgebung für einen besonderen Bus.
„Kombination aus Kraftstoffeffizienz, atemberaubender Optik und hoher Funktionalität“

Doch was macht den Doppelstockbus so besonders? Wir haben den Projektleiter des Setra S 531 DT, Christoph Glöggler, befragt. Gemeinsam mit Ulrich Bastert, Leiter Marketing, Sales and Customer Services Daimler Buses, Roland Scharl, Leiter Plattform Raised Floor Daimler Buses, und Axel Stokinger, Leiter Vertriebsorganisation Deutschland, stellte er den Alleskönner unter den Reiseriesen in Valencia den Journalisten vor.
Herr Glöggler, wahrscheinlich kennt niemand den Setra S 531 DT besser als Sie. Wie würden Sie den Omnibus kurz und prägnant beschreiben?
Ganz kurz würde ich sagen: Es ist ein Omnibus mit zwei Stockwerken (lacht). Jetzt aber im Ernst, das Ziel bei der Entwicklung war, auf der soliden und bewährten Basis und dem Grundkonzept des Vorgängers S 431 DT mit der Abgasstufe Euro VI ein neues Doppelstock-Fahrzeug aufzubauen. Hierbei ist es gelungen, das Fahrzeug innerhalb der Setra TopClass 500 trotz klar erkennbarer Familien-Zugehörigkeit eigenständig zu platzieren.
Was macht den Omnibus so besonders?
Ganz klar die Kombination aus Kraftstoffeffizienz, atemberaubender Optik und hoher Funktionalität. Wir wollten gezielt auf Veränderungen in Markt und Gesellschaft reagieren und das Fahrzeug durch eine deutlich verbesserte Aerodynamik ökologisch und ökonomisch auf ein neues Level heben. Ergebnis ist z. B. ein Luftwiderstandsbeiwert von cw = 0,35. Das ist ein Bestwert für dieses Segment. Konkret bedeutet das, dass der S 531 DT im gemischten Einsatz im Vergleich zum Vorgänger sieben bis acht Prozent Kraftstoff einspart – im Fernlinienverkehr sogar bis zu 10 Prozent. Gleichzeitig haben wir das Fahrzeug für die immer breiter werdenden Einsatzgebiete unserer Kunden, unter anderem für die Fernlinie, deutlich flexibler gestaltet.
Der S 531 DT setzt auch in den Bereichen aktive und passive Sicherheit Maßstäbe. Können Sie dies kurz erklären?
Weltpremiere hat hier das Notbremssystem Active Brake Assist 4 (ABA 4). Es verfügt zusätzlich zu den bisherigen Funktionen – Vollbremsung auf stehende und vorausfahrende Hindernisse – über eine Fußgängererkennung mit automatischer Bremsreaktion. Auch der Sideguard Assist für den toten Winkel ist eine Premiere. Er überwacht mit Radarsensoren die Spur rechts neben dem Omnibus über dessen komplette Länge. Er warnt beim Abbiegen vor Fußgängern, Radfahrern sowie ebenfalls vor stationären Hindernissen im Kurvenlauf.
Weshalb ist der Bus so vielseitig einsetzbar?
Der Doppelstockbus deckt alle denkbaren Einsätze für Omnibusse seines Formats ab, Das ist deshalb möglich, weil das Unterdeck variabel nutzbar ist. So kann er für Ferienreisen, Fernlinien, edle Bistro-Busse und Überlandlinie eingesetzt werden. Dank einer komplett neuen Konstruktion kann im Erdgeschoss in Fahrtrichtung rechts auf Wunsch das Podest entfallen. Daraus resultieren neue Möglichkeiten wie Rollstuhlplätze, Einrichtungen für Bistro-Busse, Wechselpodest mit Kinderwagenplatz für Überlandlinien oder mit Podest die klassische Bestuhlung im Reiseverkehr.
Was macht das Design und den Komfort des Fahrzeugs aus?
Das Gesicht des S 531 DT stammt unverkennbar aus der TopClass 500. Erstmals sind die beiden Windschutzscheiben nahtlos zusammengefügt und werden durch eine Aluminiumspange gegliedert. An der Seitenwand haben die Designer die markentypische Aluminiumleiste „La Linea“ weiterentwickelt. Sie erstreckt sich nun waagerecht entlang der Dachkante. Die üppige Verglasung ist in Höhe des hinteren Aufgangs durch einen Gegenschwung gekennzeichnet. Er verleiht dem Omnibus Dynamik und ist in Aluminium gefasst. Mit viel Licht und einer modernen Gestaltung vermittelt das helle Interieur des neuen Setra zudem einen großzügigen Raumeindruck.
Was ist Ihr Fazit in Bezug auf die Fahrvorstellung hier in Valencia?
Ich denke, dass es arg viel besser nicht hätte laufen können. Wir haben von den Pressevertretern sehr positives Feedback erhalten. Auch das Ambiente mit zahlreichen Fotostops war mehr als hervorragend und hat den Setra S 531 DT in das rechte Licht gerückt.
Herr Glöggler, vielen Dank für das Gespräch!
Fahrzeug mit Tradition: Doppelstockbusse von Setra
Der S 531 DT baut übrigens auf eine lange Tradition: 2019 jährt sich die Idee im fünfzigsten Jahr, einen Doppelstockbus von der Marke Setra zu bauen. Mit dem Setra S 531 DT die vierte Baureihe und damit die Top-Version im Segment Doppelstockbusse entstanden.
Die ersten konkreten Konstruktionspläne und Prospekte gehen auf das Jahr 1969 zurück. Der Grund für die Entwicklung eines solchen Bustyps war, dass die Busunternehmer Fahrzeuge suchten, die mehr als die üblichen 50 Sitzplätze boten. So wollte man dem steigenden kostendruck in der Branche begegnen – zumal damals die Fahrzeuglänge auf 12 Meter begrenzt war.
Obwohl bereits 1969 entwickelt, hatte der erste, vier Meter hohe Setra Doppelstockbus 1981 auf den Markt. Der S 228 DT (Nomenklatur für Doppelstock-Touristik) „Imperial“ hatte seine Premiere anlässlich der IAA in Frankfurt. Der Bus verzeichnete im europäischen Markt einen großen Erfolg. Neben Deutschland war er vor allem in England, Schweden, Norwegen, Dänemark, Frankreich, der Schweiz, in Italien und Österreich gefragt. Insgesamt erreichte dieser Bustyp in zwölf Jahren eine Stückzahl von insgesamt 1.104 Einheiten.
Die zweite Generation, der Setra S 328 DT, fügte sich in die von Setra 1991 vorgestellte 300er-Baureihe in Sachen Design ein. Neben des gewölbten Cockpits und des überarbeiteten Fahrgastraums, profitierte die zweite Generation von einem leistungsfähigeren Motor – dem V8-Zylindermotor OM 442 LA mit bis zu 370 kW (503 PS). Dass sich die Fernzielreisen mit großem Passagieraufkommen rückläufig entwickelten, spiegelte sich auch in den Verkaufszahlen des S 328 DT wider: Bis zum Jahr 2002 wurden lediglich 780 Einheiten der Baureihe gefertigt.
2002 komplettierte die dritte Generation des Doppelstockbusses, der S 431 DT, die Baureihe der Setra TopClass 400. Aufgrund erweiterter Maßvorgaben innerhalb der EU ist der S 431 jetzt 13.89 Meter lang und 2,55 Meter breit – vier zusätzliche Fahrgastplätze und ein größerer Gepäckraum sind in der Folge das Ergebnis. Durch die größere Innenbreite sowie einer komplett neuen Einrichtung im modernen und eleganten Stil der Baureihe TopClass 400 entstand ein angenehmeres Raumgefühl. Weitere Akzente auch im Außendesign sowie ein leistungsstarker Motor (OM 502 LA mit 370 kW) führten dazu, dass sich der S 431 DT nicht zuletzt auch durch die Freigabe der Fernbuslinien in Deutschland ab 2013 zur Nummer Eins unter den Reisedoppeldeckern entwickelte. Bis einschließlich 2017 verließen innerhalb von 15 Jahren rund 2.300 Setra S 431 DT das Buswerk in Neu-Ulm.