Kurz vor 11 Uhr, Donnerstagvormittag in einer Halle in Neu-Ulm: Ein lauter Gong ertönt – wie damals vor einer Schulstunde. Circa 50 Vertriebsmitarbeiter, dieses Mal aus Frankreich, Deutschland und der Türkei, nehmen ihre Plätze ein und Sarah Hannah Schuhmann, ausgestattet mit Funkmikrofon und Beamer-Fernbedienung, tritt an das Rednerpult.
Ich befinde mich auf dem Produkttraining für den neuen Mercedes-Benz Tourismo RHD. Fast 400 Sales-Mitarbeiter durchlaufen hier innerhalb weniger Wochen ein zweitätiges Programm, um alles Wissenswerte über das neue Busmodell zu erfahren. Sarah Schuhmann, 23 Jahre jung, kommt hierbei die Aufgabe zu, den Part zu den Total Cost of Ownership (TCO) des neuen Tourismo zu übernehmen. Souverän präsentiert sie die Inhalte beim Produkttraining, die simultan von Dolmetschern übersetzt werden. Und auch bei den anschließenden Fragen reagiert die junge Frau gekonnt mit den passenden Antworten, glänzt mit Expertise sowie einer guten Vorbereitung – beeindruckend!
Der erste Eindruck täuscht
Trotz mittlerweile regelmäßigen Auftritten bei den verschiedensten Plattformen erzählt sie mir nach dem Vortrag, dass doch jedes Mal auf’s Neue wieder eine Spur Aufregung mitschwinge. Heute, beim achten von insgesamt neun Produkttrainings, halte sich diese jedoch in Grenzen und es sei bereits eine Art Routine eingekehrt. Diese Sicherheit hilft ihr auch, sich im Unternehmen zu beweisen. „Viele Kolleginnen und Kollegen kennen mich noch nicht, da ich erst seit kurzem auf dieser Stelle im Vertrieb bin. Wenn sie dann im ersten Moment nur ein junges blondes Mädel sehen, lässt sich die Skepsis oft direkt auf ihren Gesichtern ablesen. Diese Einstellung ändert sich aber meist merklich nach einer erfolgreichen Vorstellung und das ist meiner Meinung nach die beste Bestätigung, die ich bekommen kann.“ Mit gerade einmal 19 Jahren fing die Ulmerin ihr duales Studium an der DHBW Heidenheim in Kooperation mit der EvoBus GmbH an. Da sie sich in der Schule schon seit der siebten Klasse für Wirtschaftsunterricht entschieden hatte, fiel ihr die Auseinandersetzung mit den BWL-Themen im Rahmen des Studiums nicht besonders schwer. In den Praxisphasen durchlief sie während des Bachelorstudiums sieben verschiedene Abteilungen bei Daimler Buses, unter anderem die Logistik, CSP und auch das Marketing bei Mercedes-Benz Indonesia - hier absolvierte sie ihr dreimonatiges Auslandssemester. Ihr duales BWL-Studium mit Fachrichtung Industrie schloss sie nach drei Jahren als Beste ihres Jahrgangs ab – Abschlussnote 1,3. „Ich lerne glücklicherweise relativ schnell und einfach. Das ist gewiss ein großer Vorteil“, sagt sie leichthin. Daher war bereits früh klar, dass einer unbefristeten Übernahme nichts im Wege steht.
„Etwas überrascht war ich schon, dass alles so schnell ging und die Übernahmestelle bereits sehr früh unter Dach und Fach war. Aber zugegeben, hin und wieder hatte ich auch einfach ein bisschen Glück und habe die richtigen Leute zur richtigen Zeit getroffen. Letztlich natürlich auch, dass diese Stelle zu dem Zeitpunkt überhaupt ausgeschrieben war. Meinen Weg hatte ich mir offen gestanden im Vorfeld nie (so) aufgezeichnet“, gesteht sie. Durch ihren Großonkel kannte Sarah die EvoBus als attraktiven Arbeitgeber, über den man sich bei Familienfesten öfter mal unterhalten hat. Daher bewarb sie sich nach dem Abitur unter anderem dort und bekam einen der begehrten dualen Studienplätze. „Rückblickend bin ich damit vollkommen zufrieden“. Besonders da sie sich jetzt, als fester Bestandteil des Teams „Emission Strategy & Life Cycle Cost Management“, im Rahmen ihrer Aufgabengebiete der Umsetzung ihrer Bachelorarbeit widmen kann. In dieser setzte Sarah sich mit Hilfsmitteln für den operativen Vertrieb auseinander und entwickelte Tools zur Vor- und Nachbereitung von Ausschreibungen, wie beispielsweise einem Bereich in NOVIS zu Wettbewerberinformationen. „Es ist schon ein cooles Gefühl, zu sehen, dass meine Arbeit nicht umsonst war und die selbst entwickelten Tools langsam greifbar werden“, freut sie sich. Ihr Thema TCO soll dadurch von einer fundierten Datenbasis profitieren, um langfristig eine Weiterentwicklung des Konzepts zu gewährleisten. Daher wächst ihr Aufgabengebiet kontinuierlich und sie beschäftigt sich nicht mehr nur mit der Wirtschaftlichkeit, sondern auch mit weiteren Stärken der Produkte. Die Grundideen ihrer Tools, beispielsweise die Einrichtung einer zentralen Mailbox zur Informationsgenerierung durch die Verkäufer, arbeitet sie aktuell mit Kollegen aus dem operativen Vertrieb aus. Die Optimierung dieser Tools ihrer Bachelorarbeit soll Unterstützung in der Vorbereitung zu Ausschreibungen und einen realitätsgetreuen Vergleich zu den Wettbewerbern bieten.
Mit Entschlossenheit zum Ziel
Durchhaltevermögen und Ehrgeiz, das hat Sarah Schuhmann im straffen Bachelorstudium und dem Start ins Arbeitsleben bewiesen. Da bin ich nicht überrascht als sie mir erzählt, dass dies für sie wichtige persönliche Eigenschaften sind. Was uns auch zum nächsten Thema bringt: ihre Zukunft. Mit gerade einmal 23 Jahren hat sie schon viel erreicht – und weiterhin große Pläne. Ein Masterstudium möchte sie auf jeden Fall noch angehen. Dann aber soll es in die technische Richtung mit mehr Bezug zum Ingenieurswesen und zu IT-Themen gehen, um neben ihrem BWL-Wissen noch breiter aufgestellt und für die aktuellen Trends gerüstet zu sein. Außerdem kann sie sich gut vorstellen als Expat ins Ausland zu gehen. „Indonesien war eine tolle Erfahrung – auch wenn Reis zum Frühstück etwas gewöhnungsbedürftig war“, erzählt sie lachend.
Was das Beste an ihrem Job sei, frage ich sie. „Das tolle Arbeitsklima und das breite Netzwerk“, kommt es prompt zurück. „Durch die Schnittstellenfunktion lerne ich sehr viele Leute kennen. Das bringt einen enorm weiter, z. B. wenn Informationen zu einem Thema benötigt werden. Da reicht es oft, wenn man jemanden kennt, der jemanden kennt. Ich finde es sehr spannend, mit so vielen Kollegen aus völlig unterschiedlichen Bereichen zu tun zu haben.“ Dass sie dabei manchmal vielleicht ein bisschen zu ehrlich und direkt ist, wie sie selbst zugibt, scheint nicht von Nachteil zu sein. Eigentlich wollte Sarah Schuhmann immer Eventmanagerin oder Architektin werden, gesteht sie mir. Beruflich ging es in eine andere Richtung. Aber ihrem Hobby, dem Fußball spielen, ist sie über die Jahre hinweg treu geblieben. Auch wenn sie mir etwas traurig erzählt, dass damit nach nun elf Jahren Schluss ist, da sich ihre Mannschaft leider auflöst. Langeweile kommt trotzdem nicht auf. Nach der Arbeit steht nun eben alternativ Joggen und im Winter Snowboarden auf dem Plan. Beschäftigung nonstop also.
Und schon ist unser Gespräch zu Ende, das sie noch kurzfristig in ihrem vollen Kalender untergebracht hat. Weiter geht es für sie zwei Stockwerke tiefer, zu einem Termin mit Kollegen aus dem operativen Vertrieb. Bevor am Tag darauf ein Key Account Management Meeting ansteht. Dort hält Sarah Schuhmann wieder einen kleinen Vortrag, dieses Mal über Wettbewerbsdaten und Mehrwertargumentation – und zwar auf Englisch, worüber sie sich sehr freut. So geht der Kontakt zur Fremdsprache zumindest nicht verloren.
Für mich ist es beeindruckend mitzuerleben, was sie in ihrem noch relativ jungen Alter alles leistet. Zupackend, engagiert, offen für Neues – so habe ich sie kennen gelernt. Eine Frau auf der Überholspur eben.
Text und Fotografie: Selina Traumer