Wie der Vater, so der Sohn

Für Siegfried Philipp ist „Kässbohrer“ nicht nur irgendein Name – er hat die Zeiten, in denen Setra noch Kässbohrer war, hautnah miterlebt. An seinem Arbeitsplatz in der Produktionslinie fühlt er sich daher quasi wie zu Hause. Seit insgesamt 40 Jahren ist er jetzt beim Bus in Neu-Ulm. In seinen 25 Jahren als Gruppenführer hat er jedes andere Werk auch schon einmal gesehen. Dieses Jahr geht er in Rente – auch wenn er gerne noch etwas länger arbeiten würde. Immerhin hinterlässt er dem Unternehmen keinen leeren Platz mit dem Namen „Philipp“…

Fabian Philipp sitzt einige hundert Meter weiter im Büro der Abteilung für Systeme und Anlaufmanagement. Er wird das Erbe der Familie Philipp bei EvoBus weiter führen. Der Sohn von Siegfried Philipp hat 2006 mit seiner Ausbildung zum KfZ-Mechatroniker mit Fachrichtung Fahrzeugkommunikationstechnik beim Konzern begonnen. Darauf aufbauend absolvierte er ein kooperatives Studium der Fahrzeugelektronik: In den Semesterferien ging es dabei immer zurück ins Unternehmen. Nach Zwischenstationen in den verschiedenen Fachbereichen und einer Beschäftigung im Forschungszentrum am Eselsberg ist er seit 2014 wieder im Werk in Neu-Ulm unterwegs. Bereitstellung von Fahrzeugsoftware, Mitarbeit in Entwicklungs-, Produktions- und IT-Projekten – all das gehört für ihn zum Arbeitsalltag. Außerdem erzählt er, dass er beim Workshop #ThankGodit’sMonday! dabei war und sich dort intensiv mit dem Konzept des mobilen Arbeitsplatzes beschäftigt hat.

Vom Schülerpraktikum zur Festanstellung

An der Arbeit bei EvoBus gefällt ihm, dass ein Mitarbeiter, verglichen zum Pkw-Bereich, einen größeren Verantwortungsbereich hat: „Hier kann man sich viel mehr verwirklichen. Außerdem trägt man beim Bus zu einer modernen und zukunftsfähigen Mobilität bei. Denn Reise- und Stadtbusse spielen eine immer wichtigere Rolle.“

Mit seinem Vater verbindet ihn daher nicht nur die Vorliebe fürs Frühaufstehen, der Hang zu lauten Gesprächen sowie eine herzliche Hilfsbereitschaft, sondern auch die Verbundenheit zum Bus. Zustande kam die zu einem Großteil durch den Beruf des Vaters. Siegfried Philipp leugnet nicht, dass er einen gewissen Einfluss auf seinen Sohn hatte:

„Auf jeden Fall! Mein Sohn wurde quasi zu einem KfZ-ler erzogen“, lacht er. „Ab dem dritten Lebensjahr habe ich ihn schon mit in unsere kleine Werkstatt genommen. Dort habe ich ihm alles beigebracht. Die EvoBus hat er schon früh durch ein Schulpraktikum und als Ferienarbeiter kennengelernt. Später hat er hier auch eine Lehrstelle bekommen.“

Die Frage nach einer beruflichen Alternative hat sich somit kaum gestellt, eine Ausbildung bei der EvoBus war nach dem Schulabschluss schnell die erste Wahl, erzählt Fabian Philipp:

„Dass mein Vater seit so vielen Jahren beim selben Unternehmen arbeitet, hat unser Familienleben geprägt. Wenn wir uns beim Abendessen über den Tag unterhalten haben, hat mein Vater oft von seiner Arbeit erzählt. Da wird man als Sohn natürlich neugierig und möchte wissen, wie das so alles ausschaut.“

Setzt sich die Tradition fort?

Vater Siegfried ist noch zur Volksschule gegangen und danach direkt in die Lehre. Von der Kfz-Werkstatt wechselte er irgendwann zu Kässbohrer. Beim Bus wurde er Gruppenführer, hatte Personalverantwortung und eine abwechslungsreiche Karriere. Für ihn ist klar: Im Nachhinein würde er alles wieder genauso machen.

Ob sich die Tradition, beim Bus zu arbeiten, in der Familie Philipp auch in den nächsten Generationen fortsetzen wird, wird sich erst noch zeigen. Dieses Jahr steht zuerst Fabians Hochzeit an, mal sehen was die Zukunft bring:

„Man kann ja leichte Akzente in der Kindererziehung setzen, mit einem Automalbuch oder dem „richtigen“ Spielzeug. Aber es kommt natürlich auch immer auf die Interessen an. Wenn ich kein Interesse an Autos gezeigt, sondern mich eher in Richtung Sport entwickelt hätte, wäre das wahrscheinlich auch anders gelaufen. Aber für mich war die Schrauberei ein Hobby und keine Pflicht. Mein Vater hat seine Faszination weitergegeben und ich denke, in einer ähnlichen Form werde ich das auch versuchen.“

Bei Fabian Philipp hat Vater Siegfried ganze Arbeit geleistet. Als Teenager ging er nachmittags nach der Schule oft zum Schrauben in die Werkstatt. Dabei wurde alles auseinander genommen und mit zunehmendem Alter immer erfolgreicher wieder zusammen geschraubt. Auch heute zieht es ihn nach getaner Arbeit immer noch regelmäßig in die eigene kleine Werkstatt. Was er machen würde, wenn er nicht bei der EvoBus arbeiten würde? Oldtimer restaurieren. Die Liebe für Fahrzeuge jeglicher Art bestimmt Fabians Leben. Dennoch, Abwechslung muss sein – und die holt sich Fabian beim Sport. Gerade trainiert er für die Teilnahme an einem Triathlon.

Begeisterung für den Bus – auch im Urlaub

Durch diese Begeisterung der beiden Männer war und ist der Bus auch im Familienleben der Philipps als Gesprächsthema oft präsent. Frau Philipp bleibt davon nicht verschont, wie Siegfried berichten kann: „Manchmal verdreht sie ein bisschen die Augen, wenn wir abends mal wieder anfangen von Bussen zu sprechen. Damit hat sie ja auch Recht. Wir haben genug Zeit, hier über alles zu reden.“

„Dennoch“, ergänzt Fabian, „wenn man diese Faszination für das Produkt hat, dann fühlt man sich auch verantwortlich dafür und möchte ein gutes Ergebnis erzielen. Bei uns ist es immer so: Wenn wir auf der Autobahn fahren und man sieht einen Setra Bus, dann schauen wir schon öfter in den Rückspiegel. Zum Glück kommt das immer häufiger vor.“ „Und wenn wir dann im Urlaub in einem anderen Land waren, unterhalten wir uns auch sehr oft darüber, wie viele Setra wir auf der Straße gesehen haben“, fügt Siegfried hinzu.

Denn neben der Arbeit und den gelegentlichen gemeinsamen Abendessen macht Familie Philipp vor allem eines gerne zusammen: in den Urlaub fahren. Früher ging es oft nach Ungarn die Großeltern besuchen oder zum Wandern nach Südtirol. Letztes Jahr wurde Südafrika bereist. Dort will Fabian auf jeden Fall noch einmal hin.

„Mir wird schon nicht langweilig“

Sein Vater Siegfried plant für den Ruhestand dieses Jahr vor allem eines: Die Pensionskasse zu plündern, um mit seiner Frau eine Mittelmeerkreuzfahrt zu machen. Dem Bus will er trotzdem treu bleiben. Er kann sich vorstellen, Werksführungen anzubieten, um so sein Wissen weiter zu geben. „Außerdem muss zu Hause endlich einmal die Garage aufgeräumt werden, es wird mir also nicht langweilig werden“, lacht er.

Für seinen Sohn Fabian stehen dieses Jahr neben der Hochzeit und einem Hausbau viele interessante Projekte beim Bus auf dem Plan: Das Elektronikkonzept B2E, autonomes Fahren und diverse Fahrerassistenzsysteme. Gäbe es die Möglichkeit – Vater Siegfried würde gerne einen Tag lang den Arbeitsplatz mit seinem Sohn tauschen. Nicht nur, weil er sich für die Arbeit seines Sohnes interessiert, sondern insbesondere weil er neugierig auf die Arbeit anderer Abteilungen ist. Er kann aber sicher sein, dass Sohn Fabian ihn – auch wenn er im Ruhestand ist – auf dem Laufenden halten wird.

Text: Selina Traumer

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