Von der Idee zur Wirklichkeit

Interview mit Christoph Glöggler

Christoph Glöggler ist Projektleiter des neuen Setra Doppelstockbusses S 531 DT. Keiner kennt besser als er den Weg zum neuen Omnibus und die umfangreichen Tests und Prüfungen vor dem Serienstart.

Der Setra Doppelstockbus S 431 DT ist aktuell die Nummer eins in Europa – wieso präsentiert Setra jetzt seinen Nachfolger?
Wir reagieren damit zum Beispiel auf Marktveränderungen wie die Fernlinienbusse. Außerdem haben unsere Kunden inzwischen viele Reisebusse der Setra Baureihe 500 im Fuhrpark, da gab es für den Doppelstockbus rein optisch Handlungsbedarf. Eine weitere wesentliche Triebfeder waren die Total Cost of Ownership (TCO) für den Kunden. Wir haben erkannt, dass wir über eine aerodynamische Optimierung mit entsprechend niedrigem Kraftstoffverbrauch die Wirtschaftlichkeit erhöhen können.

Ein Facelift hätte also nicht genügt?
Genau, damit hätten wir vielleicht einen optischen Effekt erzielt, aber nicht den wichtigen Vorteil niedrigerer TCO.

Wann fiel der Startschuss für den neuen Omnibus?
Wir haben uns im Jahr 2014 erste Gedanken gemacht, Ideen gesammelt, Kundengespräche geführt und Konzepte ausgearbeitet. Genehmigt wurde das Projekt im Februar 2015. Zu diesem Zeitpunkt haben wir auch die Marktanforderungen und die Zielsetzungen gekannt, die Wege der Projektmannschaft waren daher markiert. Das Lastenheft einschließlich Design und Gestaltungsideen für den Fahrgastraum stand Ende 2015.

Wann wurde der neue Doppelstockbus konkret sichtbar?
Wir haben bereits in der Vorbereitungsphase Ideen zur Gestaltung gesammelt, die Designabteilung hatte vorgearbeitet. Der Musterbau erhielt im Jahr 2016 einen Torso, also ein Busgerippe. An ihm konnte man beispielsweise die Umsetzung der neuen Leitungsverlegung im Unterdeck oder die neuen Aufgänge studieren und ausprobieren. Im Anschluss entstand Ende Mai 2017 ein Prototyp für den Versuch. Zwei weitere Fahrzeuge haben wir für Messen und für Kundenvorführungen aufgebaut. Sie sind unterschiedlich konfiguriert und zeigen so die große Bandbreite des neuen Doppelstockbusses, der sich je nach Ausstattung für verschiedenste Einsätze von der Fernlinie über Urlaubsreisen bis hin zum exklusiven Bistrobus eignet.

Was wird am Prototypen des neuen Doppelstockbusses getestet?
Alle Änderungen gegenüber dem Vorgängermodell werden intensiv unter die Lupe genommen. Da wären gesetzliche Themen wie Sichtfelduntersuchungen oder die Prüfung vorgegebener Maße wie Durchgangsbreite und Durchgangshöhe, auch das Vorhandensein der vorgeschriebenen Handläufe. Wobei unser hausinterner Standard in aller Regel deutlich höher liegt. Dann wird in Fahrtests die Schaltstrategie des Getriebes auf die neue Aerodynamik abgestimmt, damit der angestrebte niedrige Verbrauch auch tatsächlich erzielt wird. Motorkühlung und Fahrgastraumklimatisierung werden ebenfalls getestet. Schon zuvor haben wir neue Komponenten wie die Tanks mitsamt Einbau auf Hydropulsanlagen untersucht. Das komplette Fahrzeug wird außerdem im Fahrbetrieb auf ausgesuchten Strecken einer DMS-Messung mit Dehnungsmessstreifen unterzogen. Damit prüfen wir die Rohbaustruktur auf Spannungen. Der Prototyp wird bis zum Serienstand tagtäglich auf Herz und Nieren durchgecheckt.

Gilt das auch für die neuen Assistenzsysteme?
Selbstverständlich. Der Doppelstockbus wird auf festgelegten Strecken gefahren. Dabei wird das gesamte Einsatzspektrum vom Überlandbetrieb bis zum Autobahneinsatz abgebildet.

Und wie testen Sie den Active Brake Assist 4 mit Fußgängererkennung?
Mit dem Projektleiter. (lacht) Wir haben tatsächlich Kollegen in der Entwicklung und im Versuch, die vor das Fahrzeug gelaufen sind, um ABA 4 mit Fußgängererkennung auszuprobieren. Wir haben Vertrauen in unsere Technik. Und sie funktioniert.

Was sind aus Ihrer Sicht die entscheidenden Punkte des neuen Doppelstockbusses?
Ganz klar die Kombination aus Kraftstoffeffizienz, atemberaubender Optik und hoher Funktionalität.

Christoph Glöggler

Christoph Glöggler (33) arbeitet seit 13 Jahren bei EvoBus und ist seit 2009 in der Entwicklung beschäftigt. Nach Erfahrungen im Bereich Konzeption Gesamtfahrzeug übernahm er 2014 das Projekt neuer Doppelstockbus. Glöggler hat in Ulm einen kooperativen Studiengang absolviert: Der Ingenieur hat parallel zum Fahrzeugtechnik-Studium eine Ausbildung zum Industriemechaniker abgeschlossen.

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