Vorhang auf für den elektrischen Citaro

Im Anschluss an das Jahrespressegespräch am 5. März 2018 hatten die rund 100 Journalisten die Gelegenheit, bei den Tech-Days mehr über den vollelektrischen Stadtbus zu erfahren. Besonderes Highlight: eine exklusive Testfahrt mit dem elektrischen Citaro.

„Wir präsentieren heute exklusiv das Konzept unseres E-Busses, der im kommenden Herbst an den Start gehen wird. Und wir laden Sie zu einer Mitfahrt im vollelektrischen Citaro ein“, so stimmt Gustav Tuschen, Leiter Entwicklung Daimler Buses, die Journalisten in seinem Einführungsvortrag auf das Thema ein. Darüber hinaus wirft er erst einmal einen Blick in die Zukunft: „Im Jahr 2025 haben vollelektrisch angetriebene Stadtbusse in der Zulassungsstatistik mit ihren Kollegen mit Verbrennungsmotor gleichgezogen, aber jetzt, im Jahr 2030, macht ihr Anteil bereits 75 Prozent aus.“

Der Verbrennungsantrieb ist heutzutage aber noch omnipräsent, so dass ein abruptes Ende nicht möglich ist. Aus diesem Grund muss die Entwicklung zum lokal emissionsfreien Fahren schonend transformiert werden. „Einerseits optimieren wir den Antrieb mit Verbrennungsmotor. Gleichzeitig entwickeln wir den vollelektrisch angetriebenen Stadtbus, der schrittweise Busse mit Verbrennungsmotor ersetzen kann“, so Tuschen weiter.

"Der insgesamt ausgewogenste E-Bus"

Mögliche Fragen der Journalisten, warum Daimler Buses erst in diesem Jahr den elektrischen Stadtbus präsentiert, nimmt Gustav Tuschen wie folgt vorweg: „Als Nummer eins tragen wir gegenüber unseren Kunden und deren Fahrgästen eine besondere Verantwortung. Wir hatten also nicht das Ziel, die Ersten zu sein. Wir haben als Marktführer den Anspruch, die Besten zu sein.“ Schließlich wolle man die Kunden beim Schritt zur Elektromobilität bestmöglich begleiten. Der elektrische Stadtbus von Daimler Buses sei der insgesamt ausgewogenste E-Bus, der auf dem Markt präsentiert werden wird.

Start der serienmäßigen Fertigung Ende 2018

Die Zeitleiste sieht vor, dass die ersten Fahrzeuge Ende des Jahres serienmäßig produziert und in Kundenhände gehen. Nach Tuschen sind folgende Bausteine wesentliche Bausteine des technischen Konzepts: die bewährte elektrisch angetriebene Hinterachse mit Motoren an den Radnaben, modular aufgebaute Batteriepakete auf dem Dach und im Heck sowie eine serienmäßige Ladung per Combo 2-Stecker im Depot oder auf der Strecke optional über einen fahrzeugfesten oder einen stationären Stromabnehmer.

Wesentlich für die Serientauglichkeit des elektrischen Citaros hält Gustav Tuschen die konsequente Optimierung und Anwendung ausgewählter Schlüsseltechnologien, die optimal aufeinander abgestimmt sind: Da wären das Hochvolt-Batteriesystem, die elektrisch angetriebene Hinterachse, das serienmäßige Plug-in-Ladesystem sowie das Thermomanagement mit hocheffizienter CO2-Klimaanlage und Wärmepumpe.

Antwort auf technische Anforderungen eines Verkehrsbetriebes und Überleitung zu den eMobility Workshops

Dass der elektrische Citaro dann auch letztlich bei den Kunden voll einsatzfähig ist, unterstreicht Tuschen durch die Tatsache, dass der E-Bus Antworten auf die technischen Anforderungen aus Sicht eines Verkehrsbetriebs bietet. Wichtig für Verkehrsbetriebe sei, dass ausreichend Energie zur Verfügung steht, um den anspruchsvollen Linieneinsatz betreiben zu können. Ferner müsse der Bus diese Energie in ausreichender Menge mitführen und effizient nutzen. Auch müssen Einsatzstrategie und Energieversorgung zusammenpassen.

Im Anschluss an die Rede von Gustav Tuschen haben die Journalisten die Möglichkeit, sich in drei Workshops genauer über den elektrischen Citaro zu informieren.

eWorkshop 1: Fahrzeugkonzept

Beim ersten Workshop geht es um das generelle Fahrzeugkonzept, das von Wolfgang Prokopp, Leiter der Entwicklung Stadtbusse, und Daniel Vorgerd, Leiter der Entwicklung des elektrischen Citaro, vorgestellt wird. Schon zu Beginn stellt Prokopp heraus, dass der elektrische Citaro die bisherige Entwicklung zum lokal emissionsfreien Fahren vollendet: „Nach dem Citaro NGT und dem Citaro hybrid fährt der elektrische Citaro lokal komplett emissionsfrei.“ Der elektrische Citaro setzt auf die bewährte und ausgereifte Technik des Citaros und erweitert diese um die neuen Innovationen des elektrischen Fahrens. „Dies ermöglicht unseren Kunden auch, auf eine große Ausstattungsbreite des Citaros zurückzugreifen und bringt uns den Vorteil, Skaleneffekte bei Modulkomponenten auszunutzen“, so Prokopp weiter.

Einen besonderen Wert haben die Entwickler auf die leichte Zugänglichkeit bei der Wartung gelegt, um die komplexe Lade- und Batterietechnik perfekt betreuen zu können. Außerdem soll die Sicherheit der Servicedienstleister und aller weiteren, die mit den Bus in Berührung kommen, sichergestellt sein. „Wir haben daher die Batterietechnologie und die elektromagnetische Kompatibilität nach höchsten internationalen Standards getestet“, betont Daniel Vorgerd.

Das Gesamtkonzept des Busses wird dennoch mit zwölf Prototypen auf Herz und Nieren in Realsituationen geprüft, damit der elektrische Citaro seine Kunden, wie jeder Bus von Daimler Buses, als Maßstab für Qualität und Zuverlässigkeit erreicht. Ob in Finnland bei -15 Grad oder in der spanischen Hitze – „während vielerorts Probleme mit der Verfügbarkeit von Elektrobussen zu hören sind, streben wir eine Verfügbarkeit unter allen Bedingungen auf dem Niveau unseres bewährten Citaros an“, gibt Prokopp den Journalisten mit auf den Weg.

eWorkshop 2: Electric Drive Technologie

Rund um das Thema Hochvolttechnologie und Thermomanagement referieren Andreas Mink, Leiter der Entwicklung Elektronik/Elektrik und Chassis Systeme, sowie Roland Scharl, Leiter der Raised Floor Plattform. „Die direkt an den Achsen platzierten ZF-Elektromotoren mit jeweils 125 kW Leistung und jeweils 485 Nm Drehmoment liefern reichlich Vortrieb auch bei voller Besetzung“, stellt Mink klar. Die Motoren werden dabei von einer modular aufgebauten Batterie versorgt: Vier Batteriemodule nehmen jenen Platz ein, den zuvor der Verbrennungsmotor und das Getriebe innehatten. Weitere zwei bis sechs Module finden je nach Kundenwunsch auf dem Dach Platz. „So können unsere Kunden ihre Batterie individuell wählen und Platz und Anschaffungskosten einsparen“, hebt Mink die Vorzüge dieser Lösung hervor. Eine kleinere Batterie lässt sich beispielsweise flexibel mit einem System zum Zwischenladen der Batterie per Stromabnehmer oder Ladeschiene kombinieren, die ebenfalls für den elektrischen Citaro verfügbar sein werden.

Beide Vortragenden betonen in Bezug auf die Batterie, dass die Kunden sich auf die Reichweite verlassen können müssen. „Deshalb nehmen wir von Fabelreichweiten, die unter Idealbedingungen zustande kommen, Abstand“, so Mink. Bei maximaler Batterieausstattung kommt der elektrische Citaro im anspruchsvollen Testszenario SORT2 auf eine Reichweite von etwa 150 Kilometern im Sommer bei einer Maximalkapazität von 80 Fahrgästen, was für 20-30% der europäischen Stadtbusstrecken ausreichend ist. Die Batterietechnik entwickelt sich jedoch rasant weiter, weshalb Daimler Buses seine Batterielösungen ständig überarbeitet und den Kunden auch die Möglichkeit zum Update ihrer Batterien anbietet.

Eine große technische Innovation des elektrischen Citaros liegt in seiner Heizung. Bei herkömmlichen Antriebssystemen wird der Bus durch die Abwärme des Verbrennungsmotors aufgeheizt. Da ein Elektromotor allerdings kaum Abwärme produziert, muss der Innenraum durch Energie aus der Batterie aufgeheizt werden – im unglücklichen Fall kann dies die Hälfte der gesamten Batteriekapazität in Anspruch nehmen. „Die Ingenieure unseres elektrischen Citaros haben es jedoch geschafft, den Energiebedarf der Heizung um 40% Prozent zu senken!“, so Scharl stolz.

Dies wird unter anderem möglich durch den Einsatz einer Wärmepumpe, die mit dem besonders effizienten Kältemittel CO2 betrieben wird. Alle wärmeabgebenden Komponenten im Bus sind dabei vernetzt und sorgen für einen perfekt temperierten Innenraum bei jeder Bedingung. Über Achslastsensoren wird sogar die Besetzung des Busses erfasst und die Wärmeleistung der Fahrgäste in das Thermomanagement integriert. Die intelligente Wärmesteuerung kann auch dazu genutzt werden, den Innenraum des Busses schon während des Ladezeitraums vorzuheizen und sorgt auch stets dafür, dass die Batterien sich in ihrer optimalen Betriebstemperatur befinden.

eWorkshop 3: eMobility Consulting und Service

„Wir sehen den elektrischen Citaro nicht als ein einzelnes Produkt, sondern als ein Baustein des Gesamtsystems Elektromobilität“, begrüßt Susanne Scheitenberger, Leiterin Future Mobilty innerhalb des Innovation Labs Mobility Solution, die Journalisten. Für Stadtbusunternehmer gibt es im Zuge der Umstellung auf Elektromobilität viele Herausforderungen: Wie gestalte ich meine Fahrpläne, sodass die Busse mit Ihrer Ladung auskommen? Wie stelle ich eine ausreichende Ladeinfrastruktur zur Verfügung? Wie gestaltet sich der Service mit dem neuen Hochvoltsystem? Um Verkehrsbetrieben den Umstieg zu erleichtern, werden wir unsere Kunden in diesen Fragen unterstützen und Lösungen anbieten.

Im Rahmen von eMobility Consulting werden erfahrene Mitarbeiter das Leistungsportfolio des Citaros präsentieren und Linie für Linie analysieren, sodass der heutige operative Einsatz auch morgen mit einem elektrischen Antrieb abgedeckt werden kann. Hierbei hilft ein eigens entwickeltes Simulationsprogramm zur Reichweitenberechnung. Am Ende entsteht somit eine kundenindividuelle Machbarkeitsanalyse, die den Kunden aufzeigt, wie er eine Elektro-Busflotte bei sich implementieren kann, dabei wird deutlich wie viel Fahrzeuge, was für eine Ladeinfrastruktur und Ladestrategie, welche Energieversorgung, welche digitalen Dienste und welche Anpassungen in der Werkstatt und bei den Mitarbeitern benötigt werden. „Ein besonderes Augenmerk haben wir auch auf das Thema Lademanagement gelegt“, so Susanne Scheitenberger. Wie können wir Spitzen beim Ladeenergiebedarf ausgleichen, beispielsweise durch koordinierte Ladezeiten oder durch stationäre Batteriespeicher? Auf diese Herausforderung bereiten wir unsere Kunden ebenfalls in unseren Beratungsgesprächen vor.

„Bei dem Service sind wir vor neue Herausforderungen gestellt, dies beginnt bereits bei der Werkstattausrüstung. Viele Komponenten und damit auch viele Arbeiten am Fahrzeug wurden auf das Dach verlagert ,was einen speziellen Dacharbeitsstand erfordert, um die Arbeiten sicher ausführen zu können.“, sagt Hans-Jürgen Bühler, zuständig für Serviceverträge bei der EvoBus. Außerdem ist das Thema Sicherheit von großer Relevanz, da der Elektrobus mit Hochvolttechnik (750 Volt) arbeitet. Hierfür müssen die Servicemitarbeiter speziell geschult werden. Das Schulungsprogramm reicht von der Sensibilisierung für Hochvolt, bis hin zu der Durchführung von Arbeiten unter Spannung. Für die ersten Fahrzeuge werden bereits die ersten EvoBus Servicebetriebe ausgestattet und die Monteure entsprechend geschult.

Bei der Betreuung der Fahrzeuge gibt es verschiedenen Möglichkeiten: Der Busbetreiber übernimmt die Verantwortung für den Service, die Arbeiten werden bei einem EvoBus autorisierten Servicebetrieb durchgeführt oder es gehen geschulte Daimler Buses Mitarbeiter zum Kunden, um dort den Service vor Ort in der kundeneigenen Werkstatt durchzuführen.

„So bieten wir unseren Kunden die volle Flexibilität und eine bestmögliche Verfügbarkeit“, unterstreicht Hans-Jürgen Bühler. Für Transparenz und planbare Kosten und gibt es auch für die elektrischen Citaros zusätzlich Serviceverträge mit verschiedenen Leistungsinhalten.

eWorkshop 4: Testfahrt mit dem vollelektrischen Citaro

Auch die Erprobung des elektrischen Citaros steht als ein weiteres Highlight auf dem Programm. Hier geben Andreas Türk, zuständig für die technische Begleitung von Presseaktivitäten, sowie Jonas Steinki, Leiter des Test-Kompetenzteams, im E-Bus hautnah einen Einblick in die Technik des Elektrobusses.

Bevor es losgeht, bekommen die Fahrgäste die Möglichkeit den elektrischen Citaro von außen zu begutachten. Während der Fahrt - auf einer realistischen Teststrecke - demonstriert er seine Stärke. Leise und dynamisch überwindet der elektrische Citaro den Parcours. Das Anfahren und Beschleunigen an einer Steigung sowie Haltestelle sollen realistische Belastungen simulieren.

Das Fazit des Tages: Eine rundum gelungene Veranstaltung, bei der die Medienvertreter fundierte Einblicke in das Konzept und die Technik des elektrischen Citaros erhielten.

Weitere Infos zum elektrischen Citaro finden Sie auf der Daimler-Seite.

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